Ich habe es auch später bei Klopp bemerkt: Er strahlt Ur-Vertrauen aus, also in sich und den anderen, und sein breites Lachen ist ein Netz, in dem man sich verfängt. Man fühlt sich gleich wie ein Freund, er lässt gleichzeitig nie Zweifel an seiner Autorität zu, und ein bisschen Eitelkeit ist das Salz in der Suppe. In Verbindung mit Fachwissen ist das eine unschlagbare Kombination im Fußball.
Ich jedenfalls hatte nach dem zweiten Pils das Gefühl, dazuzugehören. Ich war wider Willen Team Klopp. Am nächsten Tag wäre ich ohne zu Zögern für Mainz aufgelaufen. Zwei, drei Tore hätte ich, derart motiviert, bestimmt geschossen.
Naja, eins vielleicht, ich war ja schon 40 und der HSV noch ganz gut.
Das ist das Geheimnis: Ich glaube, Jürgen Klopp weckt Kräfte in einem, die es eigentlich gar nicht gibt. Das haben mir, in anderen Worten, später auch viele Spieler immer wieder gesagt.
Das zu können, war eine Fähigkeit von unschätzbarem Wert, als er es mit unerweckten Teams wie Mainz und Dortmund zu tun hatte. Und es ist schier unschlagbar, wenn deine Spieler schon von Haus aus Knaller sind wie jetzt die in Liverpool.
Mit Liverpool hat er alles gewonnen, also alles außer das Quadrupel, das er jetzt ansteuert. Heute ist nur eine Zwischenstation, aber eine wichtige, Klopp spielt mit den Reds im Halbfinale der Champions League gegen das Überraschungsteam FC Villarreal.
Glaubt irgendwer, dass er sich austricksen lassen wird wie im Viertelfinale Julian Nagelsmann und die Bayern? Ich nicht. Ich denke, das gelbe U-Boot wird diesmal mit Wasser volllaufen. Ich wette darauf sogar ein Pils.
Prost, Jürgen Klopp!
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