Bestimmt täte das dem Frauenfußball gut, der ja nur zeitweise am Zulegen ist: 5.760.000 Menschen haben das Spiel gegen Finnland gesehen, toll, leider werden sie aber auf 124 oder 125 zusammenschrumpfen, wenn die Liga startet und Meppen gegen Freiburg kickt. Das ist ein Problem.
Es ist traurig, aber wahr: Der freie Markt regelt die Dinge im Fußball. Niemand außer vielleicht der HSV-Schatzmeister blättert einfach so ein paar Millionen für nix auf den Tisch. Solange es also die Frauen nicht schaffen, dass jemand wie ich lieber ihre Bundesliga oder EM guckt statt wie gestern Eintracht Braunschweig gegen HSV, wird das schwer. Ich wünsche ihnen aber das Allerbeste und hüte mich, etwas Abschätziges zu sagen, weil Frauenfußball ein Sport wie jeder andere ist.
Oder vielleicht doch nicht ganz, nehmen wir Cristiano Ronaldo und Robert Lewandowski. Die beiden haben es doch in den letzten Tagen tatsächlich immer wieder geschafft, die Frauenfußball-EM medial lahmzulegen mit einem simplen Bewegungsthema: Wer geht wo hin? Und dabei haben sie nicht mal richtig Fußball gespielt, die WM ist ja im Winter, und die Top-Ligen starten erst demnächst.
Ronaldo zeigte also ein paar Muskeln auf Instagram, Lewandowski trabte unmotiviert über bayerischen Trainingsrasen, Brazzo feilschte im eBay-Kleinanzeigenstil mit Barça, und während das geschah, verdienten CR7 und rl9 und der FC Bayern mehr Geld als die ganze erste und zweite Frauenbundesliga zusammen in 25 Jahren – und zwar vor Steuern und Werbung.
Das ist ungerecht, aber es ist so. Die Männer haben es sich über Jahrzehnte verdient. Die Frauen müssen noch, ich drücke völlig sarkasmusfrei alle Daumen, dass es klappt, aber jetzt muss ich aufhören mit dem Schreiben: Die zweite Halbzeit in Braunschweig beginnt.
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